Lustige Geschichten und drollige Bilder (Struwwelpeter) – HOFFMANN, Heinrich
Artikelinhalt
Struwwelpeter – aus: Lustige Geschichten und drollige Bilder
Lustige Geschichten
und
drollige Bilder
mit 15 schön kolorirten Tafeln
für Kinder von 3–6 Jahren.
1845
Heinrich Hoffmann unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb
und
Der Struwwelpeter
oder
lustige Geschichte
und
drollige Bilder
für Kinder von 3–6 Jahren
1917
von
Dr. Heinrich Hoffmann
Der Struwwelpeter.
Pfui! der Struwwelpeter!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! ruft da ein Jeder:
Garst’ger Struwwelpeter!
[section title=“Der Struwwelpeter ist die Titelfigur des gleichnamigenKinderbuchs des Frankfurter Arztes Dr. Heinrich Hoffmann. Es gehört wohl zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbüchern. Das Bilderbuch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.“] Hier auf BabyDuda gibt es beide bekannte Ausgaben des Struwwelpeters online zu lesen: Die 1. Ausgabe von 1844 – unter dem Titel Lustige Geschichten und drollige Bilder mit 15 schön kolorirten Tafeln für Kinder von 3–6 Jahren. Frankfurt am Main: Literarische Anstalt, 1845. Sowie die 400. Auflage 1917 – Der Struwwelpeter oder lustige Geschichte und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren von Dr. Heinrich Hoffmann. 400. Auflage (Jubiläums-Ausgabe). Frankfurt am Main: Rütten & Loening, 1917.
Beide Auflagen unterscheiden sich im Umfang und der Abfolge der Geschichten.
Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug sowie Die Geschichte vom Zappel-Philipp gab es erst ab der 2. Auflage zu sehen und zulesen. Die Geschichte vom Hans Guck-in-die-Luft und Die Geschichte vom fliegenden Robert traten dann ab der 5. Auflage hinzu.
Vor allem die Illustrationen wurden wesentlich überarbeitet. Die seit der Endfassung (1858) verwendeten Zeichnungen werden heute noch für Auflagen verwendet. Die ursprüngliche Fassung von 1844 war der Struwwelpeter nur ein Seitenfüller am Ende des Buches. Aufgrund des Erfolges und der Beliebtheit des Buches und vor allem der Figur des Struwwelpeters, wurde dieser dann auf dem Titelblatt namensgebend für die überarbeiteten Fassungungen des Buches.
Zum Anzeigen des jeweiligen kompletten Kinderbuches einfach den Titel öffnen durch Anklicken.[/section]
[accordion header=“Hoffmann’s Struwwelpeter komplettes Kinderbuch lesen“] [accordion_item title=“ANZEIGEN 1. Ausgabe 1844 – Lustige Geschichten und drollige Bilder mit 15 schön kolorirten Tafeln für Kinder von 3–6 Jahren. Frankfurt am Main: Literarische Anstalt, 1845″]
Lustige Geschichten
und
drollige Bilder
mit 15 schön kolorirten Tafeln
für Kinder von 3–6 Jahren.
1845
Heinrich Hoffmann unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb
Es stehn in diesem Büchlein hier
Sechs Mährlein mit schöner Bilderzier:
Vom bitterbösen Friederich,
Und wie er zum durstigen Hunde schlich;
Vom kohlpechschwarzen Mohren dann;
Vom wilden Sonntagsjägersmann,
Wie ihn der kleine Haas bezwang,
Daß er in einen Brunnen sprang;
Dann wie’s dem Suppen-Kaspar ging;
Wie den Daumen-Lutscher der Schneider fing;
Und endlich auf dem letzten Bild
Vom Struwwel-Peter, wüst und wild.
Das Alles fein malte und beschrieb
Der lustige Reimerich Kinderlieb.
Literarische Anstalt.
(J. Rütten.)
Wenn die Kinder artig sind,
Kommt zu ihnen das Christkind.
Wenn sie ihre Suppe essen,
Und das Brod auch nicht vergessen;
Wenn sie ohne Lärm zu machen
Still sind bei den Siebensachen,
Beim Spaziergehn auf den Gassen
Von Mama sich führen lassen,
Bringt es ihnen Gut’s genug
Und ein schönes Bilderbuch.
I. Die Geschichte vom bösen Friedrich.
Der Friederich, der Friederich,
Das war ein arger Wütherich!
Er fing die Fliegen in dem Haus,
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl’ und Vögel todt,
Die Katzen litten große Noth.
Und höre nur! wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar!
Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch’ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr;
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich.
Ins Bett muß Friedrich nun hinein,
Litt vielen Schmerz an seinem Bein;
Und der Herr Doktor steht dabei,
Und giebt ihm bittere Arzenei.
Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß.
Aß auch die gute Leberwurst,
Und trank den Wein für seinen Durst.
II. Die Geschichte von den schwarzen Buben.
Es ging spazieren vor dem Thor
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Die Sonne schien ihm auf’s Gehirn,
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Da kam der Ludwig hergerannt,
Und trug ein Fähnchen in der Hand.
Der Kaspar kam mit schnellem Schritt,
Und brachte seine Bretzel mit;
Und auch der Wilhelm war nicht steif,
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrien und lachten alle drei,
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei!
Da kam der große Nikolas
Mit seinem großen Tintenfaß.
Der sprach: Ihr Kinder, hört mir zu,
Und laßt den Mohren hübsch in Ruh!
Was kann denn dieser Mohr dafür,
Daß er so weiß nicht ist wie ihr? –
Die Buben aber folgten nicht,
Und lachten ihm ins Angesicht;
Und lachten ärger als zuvor
Ueber den armen schwarzen Mohr.
Der Niklas wurde bös und wild, –
Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West’,
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch; der wehrte sich.
Er tunkt’ sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar: Feuer! rief.
Bis über’n Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.
Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
Viel schwärzer als das Mohrenkind!
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hinterdrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt’ Niklas sie nicht schwarz gemacht.
III. Die Geschichte vom wilden Jäger.
Es zog der wilde Jägersmann
Sein grasgrün neues Röcklein an;
Nahm Ranzen, Pulverhorn und Flint’,
Und lief hinaus ins Feld geschwind.
Er trug die Brille auf der Nas,
Und wollte schießen todt den Haas.
Das Häschen sitzt im Blätterhaus,
Und lacht den blinden Jäger aus.
Jetzt schien die Sonne gar zu sehr,
Da ward ihm sein Gewehr zu schwer.
Er legte sich ins grüne Gras;
Das Alles sah der kleine Haas.
Und als der Jäger schnarcht’ und schlief,
Der Haas ganz heimlich zu ihm lief,
Und nahm die Flint’ und auch die Brill’,
Und schlich davon ganz leis und still.
Die Brille hat das Häschen jetzt
Sich selbst auf seine Nas’ gesetzt;
Und schießen will’s aus dem Gewehr.
Der Jäger aber fürcht’t sich sehr.
Er läuft davon, und springt, und schreit:
„Zu Hülf’ ihr Leut’! Zu Hülf’ ihr Leut’!“
Da kommt der wilde Jägersmann
Zuletzt beim tiefen Brünnchen an.
Er springt hinein. Die Noth war groß;
Es schießt der Haas die Flinte los.
Des Jägers Frau am Fenster saß,
Und trank aus ihrer Kaffeetass’.
Die schoß das Häschen ganz entzwei;
Da rief die Frau: O wei! O wei!
Doch bei dem Brünnchen heimlich saß
Des Häschens Kind, der kleine Haas.
Der hockte da im grünen Gras;
Dem floß der Kaffee auf die Nas’.
Er schrie: Wer hat mich da verbrannt?
Und hielt den Löffel in der Hand. –
IV. Die Geschichte vom Suppen-Caspar.
Der Kaspar, der war kerngesund,
Ein dicker Bub und kugelrund.
Er hatte Backen roth und frisch;
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.
Doch einmal fing er an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“
Am nächsten Tag, – ja sieh nur her!
Da war er schon viel magerer.
Da fing er wieder an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein! meine Suppe ess’ ich nicht!“
Am dritten Tag, o weh und ach!
Wie ist der Kaspar dünn und schwach!
Doch als die Suppe kam herein,
Gleich fing er wieder an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht.“
Am vierten Tage endlich gar
Der Kaspar wie ein Fädchen war.
Er wog vielleicht ein halbes Loth, –
Und war am fünften Tage tod.
V. Die Geschichte vom Daumen-Lutscher.
Konrad! sprach die Frau Mama,
Ich geh’ aus und du bleibst da.
Sei hübsch ordentlich und fromm,
Bis nach Haus ich wieder komm’.
Und vor allem Konrad, hör’!
Lutsche nicht am Daumen mehr;
Denn der Schneider mit der Scheer
Kommt sonst ganz geschwind daher,
Und die Daumen schneidet er
Ab, als ob Papier es wär’.
Fort geht nun die Mutter, und
Wupp! den Daumen in den Mund.
Bautz! da geht die Thüre auf,
Und herein in schnellem Lauf
Springt der Schneider in die Stub’
Zu dem Daumen-Lutscher-Bub.
Weh! jetzt geht es, klipp und klapp!
Mit der Scheer’ die Daumen ab,
Mit der großen scharfen Scheer’!
Hei! da schreit der Konrad sehr.
Als die Mutter kommt nach Haus,
Sieht der Konrad traurig aus.
Ohne Daumen steht er dort,
Die sind alle beide fort.
VI. Der Struwwelpeter.
Sieh einmal, hier steht er,
Pfui! der Struwwelpeter!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! ruft da ein Jeder:
Garst’ger Struwwelpeter!
[/accordion_item] [accordion_item title=“ANZEIGEN 400. Auflage 1917 – Der Struwwelpeter oder lustige Geschichte und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren von Dr. Heinrich Hoffmann. 400. Auflage (Jubiläums-Ausgabe). Frankfurt am Main: Rütten & Loening, 1917″]
Der Struwwelpeter
oder
lustige Geschichte
und
drollige Bilder
für Kinder von 3–6 Jahren
von
Dr. Heinrich Hoffmann
1917
Vorspruch
Struwwelpeter
Die Geschichte vom bösen Friederich
Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug
Die Geschichte von den schwarzen Buben
Die Geschichte vom wilden Jäger
Die Geschichte vom Daumenlutscher
Die Geschichte vom Suppen-Kaspar
Die Geschichte vom Zappel-Philipp
Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft
Die Geschichte vom fliegenden Robert
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Kommt zu ihnen das Christkind.
Wenn sie ihre Suppe essen,
Und das Brod auch nicht vergessen;
Wenn sie ohne Lärm zu machen
Still sind bei den Siebensachen,
Beim Spaziergehn auf den Gassen
Von Mama sich führen lassen,
Bringt es ihnen Gut’s genug
Und ein schönes Bilderbuch. [/three_quarters_column] [/row]
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Der Struwwelpeter.
Pfui! der Struwwelpeter!
An den Händen beiden
Ließ er sich nicht schneiden
Seine Nägel fast ein Jahr;
Kämmen ließ er nicht sein Haar.
Pfui! ruft da ein Jeder:
Garst’ger Struwwelpeter![/three_quarters_column] [/row]
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Die Geschichte vom bösen Friedrich.
Das war ein arger Wütherich!
Er fing die Fliegen in dem Haus,
Und riß ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl’ und Vögel todt,
Die Katzen litten große Noth.
Und höre nur! wie bös er war:
Er peitschte seine Gretchen gar![/three_quarters_column] [/row]
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Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch’ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich;
Und schlug den Hund, der heulte sehr;
Und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biß der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich.[/three_quarters_column] [/row]
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Litt vielen Schmerz an seinem Bein;
Und der Herr Doktor steht dabei,
Und giebt ihm bittere Arzenei.Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß.
Aß auch die gute Leberwurst,
Und trank den Wein für seinen Durst[/three_quarters_column] [/row]
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Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug
Die Eltern waren beide aus.
Als sie nun durch das Zimmer sprang
Mit leichtem Mut und Sing und Sang,
Da sah sie plötzlich vor sich stehn
Ein Feuerzeug, nett anzusehn.
»Ei«, sprach sie, »ei, wie schön und fein!
Das muß ein trefflich Spielzeug sein.
Ich zünde mir ein Hölzchen an,
Wie’s oft die Mutter hat getan.«
Und MINZ und MAUNZ, die Katzen,
Erheben ihre Tatzen.
Sie drohen mit den Pfoten:
»Der Vater hat’s verboten!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Laß stehn! Sonst brennst du lichterloh!«
Paulinchen hört die Katzen nicht!
Das Hölzchen brennt gar hell und licht,
Das flackert lustig, knistert laut,
Grad wie ihr’s auf dem Bilde schaut.
Paulinchen aber freut sich sehr
Und sprang im Zimmer hin und her.
Doch Minz und Maunz, die Katzen,
Erheben ihre Tatzen.
Sie drohen mit den Pfoten:
»Die Mutter hat’s verboten!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Wirf’s weg! Sonst brennst du lichterloh!«[/three_quarters_column] [/row]
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Die Schürze brennt; es leuchtet weit.
Es brennt die Hand, es brennt das Haar,
Es brennt das ganze Kind sogar.
Und Minz und Maunz, die schreien
Gar jämmerlich zu zweien:
»Herbei! Herbei! Wer hilft geschwind?
In Feuer steht das ganze Kind!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Zu Hilf’! das Kind brennt lichterloh!«
Verbrannt ist alles ganz und gar,
Das arme Kind mit Haut und Haar;
Ein Häuflein Asche bleibt allein
Und beide Schuh’, so hübsch und fein.
Und Minz und Maunz, die kleinen,
Die sitzen da und weinen:
»Miau! Mio! Miau! Mio!
Wo sind die armen Eltern? Wo?«
Und ihre Tränen fließen
Wie’s Bächlein auf den Wiesen.[/three_quarters_column] [/row]
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Die Geschichte von den schwarzen Buben.
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Die Sonne schien ihm auf’s Gehirn,
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Da kam der Ludwig hergerannt,
Und trug ein Fähnchen in der Hand.
Der Kaspar kam mit schnellem Schritt,
Und brachte seine Bretzel mit;
Und auch der Wilhelm war nicht steif,
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrien und lachten alle drei,
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei![/three_quarters_column] [/row]
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Mit seinem großen Tintenfaß.
Der sprach: Ihr Kinder, hört mir zu,
Und laßt den Mohren hübsch in Ruh!
Was kann denn dieser Mohr dafür,
Daß er so weiß nicht ist wie ihr? –
Die Buben aber folgten nicht,
Und lachten ihm ins Angesicht;
Und lachten ärger als zuvor
Ueber den armen schwarzen Mohr.[/three_quarters_column] [/row]
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Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West’,
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch; der wehrte sich.
Er tunkt’ sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar: Feuer! rief.
Bis über’n Kopf ins Tintenfaß
Tunkt sie der große Nikolas.[/three_quarters_column] [/row]
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Viel schwärzer als das Mohrenkind!
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hinterdrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt’ Niklas sie nicht schwarz gemacht.[/three_quarters_column] [/row]
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Die Geschichte vom wilden Jäger.
Sein grasgrün neues Röcklein an;
Nahm Ranzen, Pulverhorn und Flint’,
Und lief hinaus ins Feld geschwind.Er trug die Brille auf der Nas,
Und wollte schießen todt den Haas.Das Häschen sitzt im Blätterhaus,
Und lacht den blinden Jäger aus.Jetzt schien die Sonne gar zu sehr,
Da ward ihm sein Gewehr zu schwer.
Er legte sich ins grüne Gras;
Das Alles sah der kleine Haas.
Und als der Jäger schnarcht’ und schlief,
Der Haas ganz heimlich zu ihm lief,
Und nahm die Flint’ und auch die Brill’,
Und schlich davon ganz leis und still.[/three_quarters_column] [/row]
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Sich selbst auf seine Nas’ gesetzt;
Und schießen will’s aus dem Gewehr.
Der Jäger aber fürcht’t sich sehr.
Er läuft davon, und springt, und schreit:
„Zu Hülf’ ihr Leut’! Zu Hülf’ ihr Leut’!“[/three_quarters_column] [/row]
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Zuletzt beim tiefen Brünnchen an.
Er springt hinein. Die Noth war groß;
Es schießt der Haas die Flinte los.Des Jägers Frau am Fenster saß,
Und trank aus ihrer Kaffeetass’.
Die schoß das Häschen ganz entzwei;
Da rief die Frau: O wei! O wei!
Doch bei dem Brünnchen heimlich saß
Des Häschens Kind, der kleine Haas.
Der hockte da im grünen Gras;
Dem floß der Kaffee auf die Nas’.
Er schrie: Wer hat mich da verbrannt?
Und hielt den Löffel in der Hand. –[/three_quarters_column] [/row]
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Die Geschichte vom Daumen-Lutscher.
»Ich geh’ aus und du bleibst da.
Sei hübsch ordentlich und fromm,
Bis nach Haus ich wieder komm’.
Und vor allem, Konrad, hör’!
Lutsche nicht am Daumen mehr;
Denn der Schneider mit der Scher’
Kommt sonst ganz geschwind daher,
Und die Daumen schneidet er
Ab, als ob Papier es wär’.«
Fort geht nun die Mutter, und
Wupp! den Daumen in den Mund.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]Bautz! da geht die Thüre auf,Und herein in schnellem Lauf
Zu dem Daumen-Lutscher-Bub.
Weh! jetzt geht es, klipp und klapp!
Mit der Scheer’ die Daumen ab,
Mit der großen scharfen Scheer’!
Hei! da schreit der Konrad sehr.Als die Mutter kommt nach Haus,
Sieht der Konrad traurig aus.
Ohne Daumen steht er dort,
Die sind alle beide fort.[/three_quarters_column] [/row]
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Die Geschichte vom Suppen-Caspar.
Ein dicker Bub und kugelrund.
Er hatte Backen roth und frisch;
Die Suppe aß er hübsch bei Tisch.
Doch einmal fing er an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!“Am nächsten Tag, – ja sieh nur her!
Da war er schon viel magerer.
Da fing er wieder an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein! meine Suppe ess’ ich nicht!“Am dritten Tag<, o weh und ach!
Wie ist der Kaspar dünn und schwach!
Doch als die Suppe kam herein,
Gleich fing er wieder an zu schrei’n:
„Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht.“Am vierten Tage endlich gar
Der Kaspar wie ein Fädchen war.
Er wog vielleicht ein halbes Loth,
– Und war am fünften Tage tod.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Die Geschichte vom Zappel-Philipp.
Wohl bei Tische sitzen will?«
Also sprach in ernstem Ton
Der Papa zu seinem Sohn,
Und die Mutter blickte stumm
Auf dem ganzen Tisch herum.
Doch der Philipp hörte nicht,
Was zu ihm der Vater spricht.
Er gaukelt
Und schaukelt,
Er trappelt
Und zappelt
Auf dem Stuhle hin und her.
»Philipp, das mißfällt mir sehr!«[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Wie’s dem Philipp weiter geht!
Oben steht es auf dem Bild.
Seht! Er schaukelt gar zu wild,
Bis der Stuhl nach hinten fällt;
Da ist nichts mehr, was ihn hält;
Nach dem Tischtuch greift er, schreit.
Doch was hilft’s? Zu gleicher Zeit
Fallen Teller, Flasch’ und Brot,
Vater ist in großer Not,
Und die Mutter blicket stumm
Auf dem ganzen Tisch herum.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Und der Tisch ist abgedeckt.
Was der Vater essen wollt’,
Unten auf der Erde rollt;
Suppe, Brot und alle Bissen,
Alles ist herabgerissen;
Suppenschüssel ist entzwei,
Und die Eltern stehn dabei.
Beide sind gar zornig sehr,
Haben nichts zu essen mehr.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Die Geschichte vom Hans Guck-in-die-Luft
Stets sein Blick am Himmel hing.
Nach den Dächern, Wolken, Schwalben
Schaut er aufwärts, allenthalben:
Vor die eignen Füße dicht,
Ja, da sah der Bursche nicht,
Also daß ein jeder ruft:
»Seht den Hans Guck-in-die-Luft!«
Kam ein Hund daher gerannt;
Hänslein blickte unverwandt
In die Luft.
Niemand ruft:
»Hans! gib acht, der Hund ist nah!«
Was geschah?
Pauz! Perdauz! – da liegen zwei!
Hund und Hänschen nebenbei.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Mit der Mappe in der Hand.
Nach dem blauen Himmel hoch
Sah er, wo die Schwalbe flog,
Also daß er kerzengrad
Immer mehr zum Flusse trat.
Und die Fischlein in der Reih’
Sind erstaunt sehr, alle drei.
Noch ein Schritt! und plumps! der Hans
Stürzt hinab kopfüber ganz! –
Die drei Fischlein sehr erschreckt
Haben sich sogleich versteckt.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Männer aus der Näh’ herbei,
Und sie haben ihn mit Stangen
Aus dem Wasser aufgefangen.
Seht! Nun steht er triefend naß!
Ei! das ist ein schlechter Spaß!
Wasser läuft dem armen Wicht
Aus den Haaren ins Gesicht,
Aus den Kleidern, von den Armen;
Und es friert ihn zum Erbarmen.
Doch die Fischlein alle drei,
Schwimmen hurtig gleich herbei;
Strecken’s Köpflein aus der Flut,
Lachen, daß man’s hören tut,
Lachen fort noch lange Zeit;
Und die Mappe schwimmt schon weit.[/three_quarters_column] [/row]
[row] [quarter_column] [/quarter_column] [three_quarters_column]
Die Geschichte vom fliegenden Robert
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in ihren Stuben. –
ROBERT aber dachte: ›Nein!
Das muß draußen herrlich sein!‹ –
Und im Felde patschet er
Mit dem Regenschirm umher.
Daß der Baum sich niederbeugt!
Seht! den Schirm erfaßt der Wind,
Und der Robert fliegt geschwind
Durch die Luft so hoch, so weit;
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
Und der Hut fliegt auch davon.
Durch die Wolken immerfort.
Und der Hut fliegt weit voran,
Stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
Ja! das weiß kein Mensch zu sagen.[/three_quarters_column] [/row]
Er spricht:
Heut’ komm’ ich zum hundertsten Male
Herein in die lustige Welt;
Da find’ ich im festlichen Saale
Viel Kinder und Freunde gesellt.
Gar würdige Männer und Damen
Sind die, die ich damals erfreut;
Ich aber behielt meinen Namen,
Bin jung noch der Alte auch heut’.
Zwar ließ ich mich köstlich frisieren
Sie zausten mir böslich das Haar;
Das soll mir nicht wieder passieren,
Ich bleibe der Bursch’, der ich war.
[alert_box]Struwwelpeter ist der Titel des erfolgreichsten deutschen Kinderbuches aus der Feder des Frankfurter Arztes und Psychiaters Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845. Schätzungsweise sind etwa 30 Millionen deutschsprachige Ausgaben verkauft worden. Darüber hinaus wurde Struwwelpeter in etwa 40 Sprachen und zahlreiche Dialekte übersetzt.
Struwwelpeter ist zugleich die Titelfigur des Buches. 1844 suchte der Arzt Heinrich Hoffmann nach einem Bilderbuch als Weihnachtsgeschenk für seinen damals dreijährigen Sohn Carl, fand aber nichts, was ihm für ein Kind dieses Alters passend erschien und entschloss sich selbst für seinen Sohn ein Bilderbuch zu schreiben und zu zeichnen. 1845 erschien das Buch zum ersten Mal im Druck unter dem Titel Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren noch das Pseudonym Reimerich Kinderlieb, aber seit der 4. Auflage (1847) schließlich unter dem Titel Struwwelpeter. Seit 1858 erschien das Buch mit veränderten Darstellungen.
Das Bilderbuch enthält mehrere Geschichten, in denen Kinder nach (angeblichem) Fehlverhalten drastische Folgen erleiden, die von einem Sturz ins Wasser bis zum Tod reichen. Aus den Geschichten des Struwwelpeters spricht ein autoritärer Erziehungsstil, gegen den sich seit einiger Zeit auch Kritik richtet.[/alert_box]