Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen – BUSCH, Wilhelm
Artikelinhalt
Max und Moritz
Eine Bubengeschichte
in sieben Streichen
(1865)
Vorwort
Erster Streich
Zweiter Streich
Dritter Streich
Vierter Streich
Fünfter Streich
Sechster Streich
Letzter Streich
Vorwort
Ach, was muß man oft von bösen |
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Die, anstatt durch weise Lehren Ja, dazu ist man bereit! – Als in Kirche oder Schule Wie es Max und Moritz ging. |
[accordion header=“Max und Moritz“ description=“Erster Streich bis Letzter Streich aufklappen:“]
[accordion_item title=“Erster Streich„]
Mancher gibt sich viele Müh’ Zweitens: weil man dann und wann Einen Braten essen kann; Denn man liegt nicht gerne kühle. – |
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Seht, da ist die Witwe Bolte, |
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Ihrer Hühner waren drei Max und Moritz dachten nun: Was ist hier jetzt wohl zu tun? – |
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In vier Teile, jedes Stück Wie ein kleiner Finger dick. |
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Kaum hat dies der Hahn gesehen, Fängt er auch schon an zu krähen: Kikeriki! Kikikerikih!! – Tak tak tak! – da kommen sie. |
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Hahn und Hühner schlucken munter Jedes ein Stück Brot hinunter; |
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Aber als sie sich besinnen, |
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In die Kreuz und in die Quer |
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Flattern auf und in die Höh’, Ach herrje, herrjemine! |
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Jedes legt noch schnell ein Ei, Und dann kommt der Tod herbei. – |
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Ahnungsvoll tritt sie heraus: |
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Und mit stummem Trauerblick Kehrt sie in ihr Haus zurück. – Dieses war der erste Streich, |
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[accordion_item title=“Zweiter Streich„]
Als die gute Witwe Bolte Sich von ihrem Schmerz erholte, Dachte sie so hin und her, Daß es wohl das beste wär’,Die Verstorb’nen, die hienieden Schon so frühe abgeschieden, Ganz im stillen und in Ehren Gut gebraten zu verzehren. – – Freilich war die Trauer groß, Als sie nun so nackt und bloß Abgerupft am Herde lagen, |
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Ach, Frau Bolte weint aufs neu, Und der Spitz steht auch dabei.Max und Moritz rochen dieses; „Schnell aufs Dach gekrochen!“ hieß es. |
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Schnupdiwup! da wird nach oben Und jetzt kommt noch Numro vier: |
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Aber schon sind sie ganz munterFort und von dem Dach herunter. –– Na! Das wird Spektakel geben, Denn Frau Bolte kommt soeben; Angewurzelt stand sie da, Als sie nach der Pfanne sah. |
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Alle Hühner waren fort – „Spitz!!“ – das war ihr erstes Wort. – |
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Dieses war der zweite Streich, |
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[accordion_item title=“Dritter Streich„]
Jedermann im Dorfe kannte Einen, der sich Böck benannte. – |
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– Alltagsröcke, Sonntagsröcke, Westen mit bequemen Taschen, Abzuschneiden, anzustücken, Alles macht der Meister Böck, Wie sie ihn verdrießlich machten. – |
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Nämlich vor des Meisters Hause |
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Max und Moritz, gar nicht träge, Sägen heimlich mit der Säge, Ritzeratze! voller Tücke, In die Brücke eine Lücke. –Als nun diese Tat vorbei, Hört man plötzlich ein Geschrei: |
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„He, heraus! du Ziegen-Böck! Aber wenn er dies erfuhr, |
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Schnelle, springt er mit der Elle Tönt ein lautes: „Meck, meck, meck!!“ |
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Und schon ist er auf der Brücke, |
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Wieder tönt es: „Meck, meck, meck!“ |
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Grad als dieses vorgekommen, Kommt ein Gänsepaar geschwommen, Welches Böck in Todeshast Krampfhaft bei den Beinen faßt. |
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Beide Gänse in der Hand, Flattert er auf trocknes Land. – |
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Übrigens bei alledem |
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Wie denn Böck von der Geschichte |
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[accordion_item title=“Vierter Streich„]
Also lautet ein Beschluß: Nicht allein im Schreiben, Lesen Muß man mit Vergnügen hören. – |
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Daß dies mit Verstand geschah, War Herr Lehrer Lämpel da. –– Max und Moritz, diese beiden, Mochten ihn darum nicht leiden;Denn wer böse Streiche macht, Gibt nicht auf den Lehrer acht. –Nun war dieser brave Lehrer Von dem Tobak ein Verehrer, Was man ohne alle FrageNach des Tages Müh und Plage Einem guten, alten Mann Auch von Herzen gönnen kann. – |
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– Eben schließt in sanfter Ruh’ Nach besorgten Amtsgeschäften, |
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Und voll Dankbarkeit sodann, |
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„Ach!“ – spricht er – „die größte Freud’ Ist doch die Zufriedenheit!!!“ |
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Rums!! – da geht die Pfeife los Tobaksdose, Tintenfaß, Ofen, Tisch und Sorgensitz – |
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Wer soll nun die Kinder lehren Seine Amtestätigkeiten? Mit der Zeit wird alles heil, |
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Dieses war der vierte Streich, Doch der fünfte folgt sogleich. |
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[accordion_item title=“Fünfter Streich„]
Wer in Dorfe oder Stadt Einen Onkel wohnen hat, Der sei höflich und bescheiden, Denn das mag der Onkel leiden. –– Morgens sagt man: „Guten Morgen! Haben Sie was zu besorgen?“ Bringt ihm, was er haben muß: Zeitung, Pfeife, Fidibus. – Oder sollt’ es wo im RückenDrücken, beißen oder zwicken, Gleich ist man mit Freudigkeit Dienstbeflissen und bereit. – Oder sei’s nach einer Prise, Daß der Onkel heftig niese,Ruft man „Prosit!“ alsogleich, „Danke! wohl bekomm’ es Euch!!“ – Oder kommt er spät nach Haus, Zieht man ihm die Stiefel aus, Holt Pantoffel, Schlafrock, Mütze,Daß er nicht im Kalten sitze – Kurz, man ist darauf bedacht, Was dem Onkel Freude macht. –– Max und Moritz ihrerseits Fanden darin keinen Reiz. –Denkt euch nur, welch’ schlechten Witz Machten sie mit Onkel Fritz! – |
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Jeder weiß, was so ein Mai- Fliegt und kriecht und krabbelt er. |
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Max und Moritz, immer munter, |
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In die Tüte von Papiere |
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Fort damit, und in die Ecke Unter Onkel Fritzens Decke!! |
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Bald zu Bett geht Onkel Fritze |
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Seine Augen macht er zu, Hüllt sich ein und schläft in Ruh. |
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Doch die Käfer, kritze kratze! |
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Schon faßt einer, der voran, |
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„Bau!!“ – schreit er – „Was ist das hier?!!“ Und erfaßt das Ungetier. |
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Und den Onkel, voller Grausen, |
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„Autsch!!“ – Schon wieder hat er einen Im Genicke, an den Beinen; |
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Hin und her und rund herum |
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Onkel Fritz, in dieser Not, |
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Guckste wohl! Jetzt ist’s vorbei Mit der Käferkrabbelei!! |
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[accordion_item title=“Sechster Streich„]
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[accordion_item title=“Letzter Streich„]
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– Seht, da trägt der Bauer Mecke Einen seiner Maltersäcke. – |
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Aber kaum daß er von hinnen, Fängt das Korn schon an zu rinnen. |
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Und verwundert steht und spricht er: |
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Hei! Da sieht er voller Freude Max und Moritz im Getreide. |
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Rabs!! – in seinen großen Sack |
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Max und Moritz wird es schwüle, |
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„Meister Müller, he, heran! Mahl’ er das, so schnell er kann!“ |
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„Her damit!“ – Und in den Trichter |
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Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke. |
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Hier kann man sie noch erblicken |
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Schluß |
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Als man dies im Dorf erfuhr, War von Trauer keine Spur. – – Witwe Bolte, mild und weich, Sprach: „Sieh da, ich dacht es gleich!“ –– Ja ja ja! rief Meister Böck – „Bosheit ist kein Lebenszweck!“ – – Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel: „Dies ist wieder ein Exempel!“ – – „Freilich!“ meint der Zuckerbäcker,„Warum ist der Mensch so lecker?!“ – – Selbst der gute Onkel Fritze Sprach: „Das kommt von dumme Witze!“ – – Doch der brave Bauersmann Dachte: „Wat geiht meck dat an?!“ –– Kurz, im ganzen Ort herum Ging ein freudiges Gebrumm: „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei Mit der Übeltäterei!!“ |
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[light_box header=“Text- und Bildquellen“ img_src=““ img_src_raw=““]https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Max_und_Moritz&oldid=2307351 Inhaltslizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0[/light_box]
[alert_box]Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen ist eine Bildergeschichte von Wilhelm Busch und gehört zu einem der meistverkauften Kinderbücher aller Zeiten. Max und Moritz wurde Ende Oktober 1865 das erste Mal. Die Geschichte zählt als Frühwerk von Wilhelm Busch, wird jedoch wegen der virtuosen Kombination von Bild und Wort häufig als Vorläufer des modernen Comics eingestuft. [/alert_box]