Die Prinzessin auf der Erbse (H. C. Andersen)
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Die Prinzessin auf der Erbse
Märchen Hörbuch
Inhalt / Zusammenfassung
Ein Prinz will eine Prinzessin heiraten. Aber eine »richtige« Prinzessin. Nach erfolgloser Suche steht eines Abends vom Regen durchnässt eine echte Prinzessin vor dem Tor. So behauptet sie zumindest. Die Königin will die Echtheit der Prinzessin mit einer kleinen List überprüfen. Also lässt sie das Nachtlager der Prinzessin mit zwanzig Matratzen und zwanzig Daunendecken herrichten. Jedoch ganz darunter versteckt sie eine Erbse. Doch die Prinzessin konnte die ganze Nacht kein Auge zutun, weil sie auf etwas Hartem gelegen hatte. Als sie sich am nächsten Morgen auf Nachfragen so beklagt, hatte die Königin den Beweis, dass sie eine »richtige« Prinzessin sei.
Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heiraten, aber es sollte eine wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt herum, um eine solche zu finden, aber überall war da etwas im Wege. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nicht herausbringen, immer war etwas, was nicht in der Ordnung war. Da kam er wieder nach Hause und war ganz traurig, denn er wollte doch gern eine wirkliche Prinzessin haben.
Eines Abends zog ein furchtbares Wetter auf; es blitzte und donnerte, der Regen stürzte herunter, es war ganz entsetzlich. Da klopfte es an das Stadtthor, und der alte König ging hin, aufzumachen.
Es war eine Prinzessin, die draußen vor dem Thore stand. Aber, wie sah sie vom Regen und dem bösen Wetter aus! Das Wasser lief ihr von den Haaren und Kleidern herunter, und lief in die Schnäbel der Schuhe hinein und aus den Hacken wieder heraus, und sie sagte, daß sie eine wirkliche Prinzessin sei.
»Ja, das werden wir schon erfahren!« dachte die alte Königin, aber sie sagte nichts, ging in die Schlafkammer hinein, nahm alle Betten ab und legte eine Erbse auf den Boden der Bettstelle. Darauf nahm sie zwanzig Matratzen, legte sie auf die Erbse, und dann noch zwanzig Eiderdunenbetten oben auf die Matratzen.Da sollte nun die Prinzessin die ganze Nacht liegen.
Am Morgen wurde sie gefragt, wie sie geschlafen habe.
»O, schrecklich schlecht!« sagte die Prinzessin. »Ich habe meine Augen die ganze Nacht nicht geschlossen! Gott weiß, was da im Bette gewesen ist. Ich habe auf etwas Hartem gelegen, sodaß ich ganz braun und blau über meinem ganzen Körper bin! Es ist ganz entsetzlich!«
Nun sahen sie wohl, daß es eine wirkliche Prinzessin war, da sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdunenbetten die Erbse verspürt hatte. So empfindlich konnte niemand sein, außer einer wirklichen Prinzessin.
Da nahm der Prinz sie zur Frau, denn nun wußte er, daß er eine wirkliche Prinzessin besitze, und die Erbse kam auf die Kunstkammer, wo sie noch zu sehen ist, wenn sie niemand genommen hat.
Sieh, das ist eine wahre Geschichte.
Die Prinzessin auf der Erbse Text
Interpretation
Der Text des Märchens Die Prinzessin auf der Erbse ist verhältnismäßig kurz im Vergleich zu anderen Märchen von Andersen. Um so vielschichtiger ist die Analyse von Die Prinzessin auf der Erbse. Denn es gibt mehrere Ansätze. Mal lustige Deutungen, mal tiefsinnige Interpretationen.
Einerseits so meint man, sei dies eine kurze Geschichte der Sozialkritik am Adel. Sodass uns Andersen die übertriebenen Standesgesetze ironisch zu verdeutlichen wagt. Andererseits jedoch wird auch behauptet, dass Andersen sich selbst dargestellt habe. Und lediglich seine prinzessinhafte Empfindlichkeit in einer lustigen Geschichte verarbeitet hätte.
Jedoch lassen nicht nur diese beide Ansätze viel Raum zur Interpretation. Während im Alltag die Prinzessinnen und Prinzen auf der Erbse uns wohl eher nerven, wird entsprechendes Verhalten in letzter Zeit auch mit einem anderen Phänomen, der der Hochsensibilität, in Verbindung gebracht.
Details
Die Geschichte der Prinzessin auf der Erbse war bereits mehrfach Grundlage für Verfilmungen. Wie etwa „Die Prinzessin auf der Erbse – Prinzessin gesucht!“ (UdSSR 1976). Oder „Die Prinzessin auf der Erbse“ (Zeichentrickfilm – USA, Ungarn 2002). Auch das Musical “Once Upon a Mattress” (Broadway 1959) wurde nach der Märchenvorlage geschrieben.
Als eines der ersten Märchen von Andersen wurde es bereits 1837 veröffentlicht. Jedoch wurde das Thema auch als „Die Erbsenprobe“ in Grimms Märchen aufgenommen. Das Märchen Die Prinzessin auf der Erbse im Originaltext findet sich unter Google Book und auf Gutenberg.org. Hans Christian Andersens Kunstmärchen aus Sämmtliche Märchen (1863) sind gemeinfrei. Auch ein Hörbuch zum Märchen wurde vertont. Ebenso frei von Lizenzen ist dieses zu finden auf LibriVox.