Was bedeuten Zeitmanagement und Kreativität für kreativ-chaotische Eulen?

Mein Hobby ist mein Beruf. Warum ich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt habe? Und wie steht es um private und berufliche Selbstbestimmung?
Mein Hobby ist mein Beruf. Warum ich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt habe? Und wie steht es um private und berufliche Selbstbestimmung?

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Zeitmanagement und Kreativität

Was haben denn Zeitmanagement und Kreativität miteinander zu tun? Beides klingt doch so gegensätzlich zueinander.

Freiberuflich oder selbständig zu arbeiten ist der Traum vieler. Kein Chef, der den Tagesablauf vorschreibt und strukturiert. Ganz allein Verantwortung für die eigene Produktivität übernehmen. Eigene Leistungsfähigkeit einschätzen und Arbeitspensum selbst planen. Den Zeitplan selbst strukturieren, Pausenzeiten und Feierabend festlegen. Klingt toll. Oder doch eher nach einem Riesen Haufen Eigenverantwortlichkeit. Wer als Selbständiger oder Freiberufler gute Leistung bringen will, kommt um Kreativität nicht herum. Und  braucht Kreativität nicht ein individuelles Zeitmanagement? Oder eher eine Zeitplanung, die sich der Kreativität anpasst, sich um sie herum aufbaut!

Denn, Kreativität lässt sich nur schwer mit dem Terminkalender einfangen. Sie ist vielmehr äußert eigensinnig und schwer zu zähmen. Schlimmer noch, von Mensch zu Mensch gibt es kaum übertragbare Gesetzmäßigkeiten, wie man diese widerspenstige Quelle des Erfolges für sich wiederkehrend zu Nutze machen kann. Nun ja, über ein paar Dinge scheint man sich einig. So gibt es mindestens 2 Menschentypen mit unterschiedlichem Schlafrhythmus, Wachphasen und entsprechend verschiedentlichen Zeiten der Produktivität: Die Eulen und Lerchen. Und irgendwo dazwischen gibt es mich: Kreativ-Chaotische Eule.

Eulen und Lerchen

Während die Lerchen morgens früh aus den Federn und sogleich fit wie ein Turnschuh sich in das Tagesgeschehen stürzen, sind die Eulen morgens nur schwer in die Gänge zu bekommen, laufen Abends jedoch zu Hochform auf und sind bis Mitternacht produktiv. In der Schlafforschung sind die Frühaufsteher und die Langschläfer und ihre unterschiedlichen Schlaf-Wach-Kombinationen schon seit Jahren ein Thema.

Der frühe Vogel

Neulich, beim Durchstöbern des Internets nach Inspiration, stieß ich auf die Blogparade „Der frühe Vogel“ von lilalummerland.com. Und der Frage, warum manche Menschen schon morgens produktiv sind und andere erst am Abend kreativ werden. Genau damit traf es einen Nerv, der mich nicht erst seit Beginn meines Blogs beschäftigt. Nämlich der Tatsache, dass mein Tag mindestens 24 Stunden zu wenig zu haben scheint. Egal wie ich versuche, mir meinen Tag einzuteilen. Als „Eule“ bin ich am Abend eigentlich kreativer, jedoch meist bereits viel zu erschöpft vom Tag. Nicht nur, dass das Thema an sich mich selbst und meine Arbeitseffizienz beeinflusst. Es war einfach so erfrischend, von den eigenen Problemen, bei jemand anderem darüber zu lesen. Einfach mal auf den Punkt gebracht.

Dabei war ich schon als kleines Kind eine Nachteule, abends aktiv und schwer ins Bett zu bringen. Als Jugendliche war ich oft nachts kreativ und produktiv, voller Ideen und Energie. Während des Studiums versuchte ich mich in einen normalen Tagesablauf zu pressen, konnte mich weder mit dem Eulen- noch mit dem Lärchendasein identifizieren und schrieb mich ab, lost im Chamäleon-Status, der mich so unzufrieden, weil durchschnittlich und langweilig und irgendwie wenig effektiv, zurückließ.“  Julia von lilalummerland

Kreative Chaoten

Was bedeuten Zeitmanagement und Kreativität für kreativ-chaotische Eulen? Kreative Chaoten sind anders und haben besonders Probleme, wenn sie versuchen ihren Tag zu strukturieren. Sind sie zudem noch nachtaktive Eulen tun sie sich besonders schwer, ihren Alltag zu organisieren. Ein stures Zeitmanagement und Kreativität auszuleben ist für sie fast unmöglich. Ja es ist mir durchaus bewusst geworden, dass wir kreativen Chaoten durchaus unbequem sind. Und wir passen auch in keine Schublade einer rational strukturierten Arbeitswelt. Dabei können wir kreativ-chaotischen Eulen mitunter mit einigem Potential aufwarten.

Genau diese Erfahrungen waren es, die es mir schließlich erlaubten, mich entgegen all den sachlichen und strukturierten Ratgebern zum Trotz, meinen Tag neu zu strukturieren. Und anders als so oft empfohlen. Außerdem versuchte ich meine eigenen Ideen zum Thema Zeitmanagement und Kreativität aufzustellen.

Zeitkampf

Unsere Gesellschaft scheint im allgemeinen Lerchen zu bevorzugen. Zumindest so meine Erfahrung. Als Eule seit frühester Kindheit, reibe ich mich im Kampf gegen meine genetische Veranlagung auf. Und an dem Gefühl der Diskriminierung als Langschläfer. So weit ich zurückdenken kann hasste ich nicht nur das Aufstehen, wenn es noch dunkel war. Nein, ich funktionierte auch nicht.

Schreckliche Bezeichnung, aber wirklich nichts funktionierte. Nicht beim Anziehen. Nicht bei der Morgentoilette. Selbst nicht beim Frühstück. Meine Augen waren auf, mein Körper schlief. Keine Motorik. Keine Konzentration. Und damit es den nächsten Morgen besser klappt – denn man muss sich ja nur daran gewöhnen – etwas früher in Bett. Und Löcher an die Wand starren. Denn an schlafen war nie zu denken. Weil eben zur Nachtzeit mein Kopf auf Hochtouren schien. Erst während des Studiums begann ich die meiste Arbeit nachts zu erledigen und eben diese Tageszeit für mich zu nutzen. Obwohl früh schlafen zu gehen, doch die Voraussetzung ist, um am nächsten Morgen Leistungsfähig zu sein, oder nicht? So habe ich es vermittelt bekommen. Aber genau daran lässt sich erkennen, wenn Zeitmanagement und Kreativität einander im Weg stehen.

Sich selbst beobachten

Kreative Phasen stellen sich von selbst ein, wenn das Umfeld passt. Und sie bleiben aus, wenn man versucht aus einer Eule eine Lerche zu machen. Man kann es begünstigen, herauskitzeln, erwarten. Aber Kreativität lässt sich nicht erzwingen. So etwa: Nun habe ich jeden Vormittag 2 Stunden und am Nachmittag noch einmal Zeit von 5 bis 6. Also dann muss ich das und das schaffen. Dazu richte ich mir einen Terminplan ein, um mir mein Wochenpensum festzulegen…. Es gibt viele tolle Erfolgs-Strategien für Selbständige, Freiberufler und Unternehmer. Haufenweise Coaching-Seminare zum Zeitmanagement und Kreativität. EBooks, Vorträge und Seminare, Strategiepläne, Persönlichkeitskonzepte. Klingt alles ganz professionell. Denn selbstständig zu sein, setzt ja wohl Professionalität voraus. Oder doch nicht?

Das Zeitmanagement loslassen

Je mehr ich nach einer Lösung suchte, um so mehr hatte ich das Gefühl in dem alten Trott gefangen zu sein. Denn ein gutes Zeitmanagement mit Pausen, Zeit für Freunde und Familie und all dem drum und dran, sah in etwa immer so aus: Geh früh schlafen. Stehe zeitig auf. Setzte dir einen strukturierten Tagesablauf. Halte Pausen ein. Suche dir Ausgleich in Hobbies. Halte deinen Verstand fit mit Sport. Und plane genug Zeit für Familie und Freunde. Geh früh schlafen. Stehe zeitig auf. Setzte dir einen strukturierten…

Willkommen im Hamsterrad. Warum dann selbständig werden, wenn ich mir die gleichen Grenzen aufzwinge, wie es mein Arbeitnehmervertrag nicht besser hätte machen können?!

Die Kreativität entscheiden lassen

Mit einigen dieser Anleitungen zu Arbeitsorganisation und Zeitmanagement habe ich mich durchaus länger auseinander gesetzt. Es ausprobiert, mich versucht zu strukturieren. Meinen Tag zu planen. Morgens früher aufzustehen. Nur kamen die Ideen und die Motivation erst, wenn ich abends im Bett lag. Also bin ich wieder aufgestanden. Und habe gearbeitet. Bis ich müde wurde und von selbst einschlief. Dann habe ich natürlich länger geschlafen. Ein absolutes NoGo bei den meisten Zeitmanagement-Seminaren oder wenn es nach den 0815-Plänen der „Wie-du-dich-und-deinen-Alltag-strategisch-strukturierst“ – Coaches geht.

Das Chaos annehmen

Aber das ist ja nicht der Sinn meiner Selbständigkeit. Sondern Unabhängigkeit. Und keine Strukturen, die mir meine Kreativität rauben. Erst recht keine selbstauferlegten, wenn es doch frei zu entscheiden gilt. Nur scheint mein Tag für Außenstehende einfach unkoordiniert. Mein Arbeiten chaotisch. Denn ich bin eindeutig kreativ-chaotisch und chaotisch-kreativ. Ein starres komplexes System von Tagesabläufen passt nicht in den Lebensweg, welchen ich eingeschlagen habe. Das Zeitmanagement wie es gepredigt wird könnte ich für mich bisher nicht sinnvoll umsetzen, ohne mich selbst in ein Korsett zu zwängen. Aus dem ich mich doch erst befreit habe. Was nicht heißt, dass ich auf gewisse Gewohnheiten verzichte.

Den Tag zurückgewinnen

Zurück zum Anfang. Was heißt das nun für meine Frage: Was haben denn Zeitmanagement und Kreativität miteinander zu tun?

Ich bin an dem Punkt zu behaupten, dass beide gemeinsam betrachtet, Zeitmanagement und Kreativität, sich für mich ausschließen. Kreativität ist etwas, was sich einstellt. Und zwar ganz ohne Plan, ohne Terminkalender, der vorschreibt wann es mal wieder an der Zeit sein sollte. Noch immer komme ich nicht vor Acht aus dem Bett und bemühe mich auch nicht mehr darum. Manchmal stehe ich um 1 Uhr nachts auf und arbeite. Und es gibt Tage, an denen ich keine Lust an der einen Sache habe. Um so mehr beschäftige ich mich mit etwas anderem.

Einem natürlichen Zeitplan vertrauen

Den Tag passe ich meiner Leistungsfähigkeit an. Aber die beginnt nicht mit Sonnenaufgang. Als früher Vogel würde ich sicher keinen Wurm fangen, da ich mit offenen Augen weiterschlafe. Wenn ich also etwas dem Tag abgewinnen will, so richte ich den Tag nach mir ein. Nicht immer lassen sich Termine so regeln, dass es mich nicht stresst. Und ach – welch Überraschung. So stellen sich im Chaos ausbleibender Planung doch gewisse Regelmäßigkeiten von ganz alleine ein. Wer also den Luxus hat, sich einfach in den Tag hinein treiben zu lassen für eine Weile, wird schnell beobachten, dass man sich einen eigenen Rhythmus zulegt, der der eigenen Natur entspricht. Und genau dann macht das Arbeiten Spaß, geht schneller und leichter von der Hand.

Mein Tag mag einem kreativen Zeitmanagement sehr nahe kommen, ist jedoch viel intuitiver. Daher ist auch nicht jeder Tag gleich. Aber genau das ist es, was es mir ermöglicht, mich mit so vielen Dingen gleichzeitig beschäftigen zu können. Und das ohne an einem die Lust zu verlieren.

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BabyDuda

Das bin ich: Vollzeit Arbeitnehmer. Vollzeit Selbstständig. Vollzeit Mutter. Klingt mathematisch unlösbar, ist aber in der Praxis durchaus real. In der Kürze der Zeit einer rasanten Welt, sucht Mancher nach Zerstreuung. In der Arbeit an meinen Blogs finde ich einen Teil dieser Zerstreuung. Davon gebe ich gern etwas ab, sofern Andere diese Interessen teilen...

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6 Antworten

  1. Ich kenne das auch, morgens bin ich nie fit. Richtig anfangen zu arbeiten kann ich am besten nach der Mittagspause. Zum Glück habe ich einen Arbeitgeber bei dem ich mir das einteilen kann wie ich möchte. Nur Dienstreisen sind für mich meist schwierig, denn morgens los zu fahren wenn man müde ist, dass ist nicht angenehm. Manchmal muss man aber schon dumme Kommentare über sich ergehen lassen wenn man jeden Tag um 9 auf Arbeit geht.
    Also steh auf wie es für dich am besten ist und lebe deine Kreativität zu den Zeiten wo es für dich am besten ist.

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    • KaDoFaible sagt:

      Hallo reisendernerd,
      Danke für deinen Zuspruch ;)
      Du hast Glück, dass du zu den wenigen gehörst, die sich nicht vollkommen festen Zeitstrukturen unterwerfen müssen. Das ist wirklich etwas, was es sich zunutze zu machen gilt.
      VG
      KaDo

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  2. Julia sagt:

    Hallo liebe Katja,
    vielen Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich da bei dir einen Nerv getroffen und du den auch noch so detailliert hast nachklingen hast. Ja, als 9-to-5-Jobber weiß ich genau, was du meinst, wenn du sagst, dass sich Kreativität nicht erzwingen lässt. Deine Vorgehensweise ist da bestimmt gesünder und am Ende auch produktiver. Aber ein solches Leben als selbständige, kreativ-chaotische Eule ist bestimmt für manche Menschen auch abschreckend – eben, weil auf den ersten Blick die Struktur fehlen mag.
    ICh finde es klasse, dass du für dich diesen Weg eingeschlagen hast und deiner Natur entsprechend leben und arbeiten kannst! Wie vielen Menschen ist das in unserem System tatsächlich vergönnt? Andersherum denke ich aber auch, dass man manchmal Gewohnheiten auch einfach auf den Kopf stellen kann, um sich das System zunutze zu machen. Solange es freiwillig und aus eigenem Antrieb geschieht, ist das ja auch kein Hineinpressen in ein Gesellschaftskorsett.
    Ich wünsche dir auf jeden Fall viele weitere kreative Nächte!

    Alles Liebe
    Julia

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    • KaDoFaible sagt:

      Hallo Julia!
      Danke für deine lieben Worte. Und du hast ganz recht, dass etwas freiwillig erwähltes, auch immer etwas positives mitsich bringt. Denn letztendlich ist es unsere Zufriedenheit, die über die Freude am Tag und damit über den Spaß an der Arbeit entscheidet.
      Dir auch noch viel Erfolg und alles Gute!
      Katja

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  3. Jasmin G. sagt:

    Toll geschrieben, ich konnte mich darin richtig wiederfinden. Denn mir geht es ähnlich!

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    • KaDoFaible sagt:

      Vielen Dank! Die Worte freuen mich sehr.
      MFG

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